In Coachings stelle ich immer wieder fest, wie selten sich Menschen bewusst Gedanken darüber machen, was ihnen wirklich wichtig ist, wofür sie einstehen und was sie leitet. Dabei ist es für die Arbeit (mit Menschen) und all unsere Beziehungen nicht nur hilfreich sondern essentiell, sein eigenes Wertegerüst zu kennen. Es hilft sehr, regelmäßig zu reflektieren, wo man gerade steht, zu analysieren, ob das eigene Handeln im Einklang mit den eigenen Werten steht und welche Potenziale sich für Verbesserungen ergeben.
5 Schritte mit dem Werte Check-In
Der “Check-In” und die Ermittlung der eigenen Werte ist gar nicht so schwer. Coachings, verschiedene Artikel und Erfahrungen aus Workshops zu Werten und Prinzipien mit Teams haben mich den Werte Check-In entwickeln lassen. Dies ist eine kleine Anleitung zum täglichen Gebrauch, die helfen soll, sich selbst besser kennenzulernen und sich mit dem, was dir wirklich wichtig ist, intensiv auseinanderzusetzen.
Der Check-In hat 5 Schritte. “Analysiere dich selbst”, “suche nach Veränderungen”, “erstelle dein Portfolio”, “verändere dein Handeln” und “lerne und starte neu.”
Die ersten beiden sind etwas aufwändiger und sind initial zu erledigen, für das tägliche Arbeiten brauchst du nur Schritte drei bis fünf.
Was ist denn eigentlich ein Wert?
Diese Definition habe ich gefunden:
Wertvorstellungen sind erstrebenswerte, moralisch oder ethisch als gut befundene spezifische Wesensmerkmale von Personen innerhalb einer Wertegemeinschaft.
Welche Werte gibt es denn dann nun? Man muss sich nicht hinsetzen und eine lange Liste von Werten erarbeiten. Ich habe über die Zeit hinweg eine Liste von Substantiven und Adjektiven erstellt, die dazu einen guten Einstieg bieten. Hier findet ihr diese.
Schritt 1: Analysiere dich selbst.
Finde heraus, was deine Werte sind: In einem ersten Schritt nehme ich mir diese Liste vor und gehe jeden einzelnen dieser Werte durch und überlege, welcher für mich und mein Handeln wichtig ist und wie gut er bereits durch mein Handeln zum Ausdruck kommt.
Ich habe dazu die Liste gedruckt und die Werte nacheinander gelesen. Jeder Wert, der für mich bereits zufriedenstellend ausgeprägt in meinem Handeln widergespiegelt ist, bewerte ich mit einer 1 (sehr gut) oder 2 (gut) und die, bei denen es noch nicht so läuft, mit einer 3 (geht so) oder 4 (deutlich verbesserungswürdig). Es ist total in Ordnung, wenn dir bei der Analyse noch andere Werte einfallen, die vielleicht nicht Teil meiner Liste sind. Schick sie mir gerne und ich ergänze sie.
Schritt 2: Suche nach Veränderungen
Nun schaue ich mir alle Werte an, die ich mit gut (2) oder sehr gut (1) bewertet habe und überlege aus einer höheren Flugebene, ob mein Handeln insgesamt diese Werte honoriert. Findet sich der Wert gefühlt im Alltag wieder? Wo vielleicht noch nicht? Wann klappt es? Welche Optionen lassen sich vielleicht hier schon ableiten? Alleine dabei fallen mir schon viele Dinge auf, die ich gerne in mein Handeln überführen möchte.
Spannender sind aber die Werte, die mir zwar sehr wichtig sind, die ich aber mit 3 oder schlechter bewertet habe: Dies sind die Dinge, die für mich vordringlich zu adressieren sind. Scheinbar erachte ich den Wert als wichtig, honoriere ihn in meinem Handeln aber nicht ausreichend. Die so identifizierten Werte habe ich aus der Gesamtliste herausgelöst und priorisiert in eine Liste geschrieben.
Schritt 3: Erstelle dein Portfolio!
Sich auf alles gleichzeitig zu fokussieren, ist sicher keine gute Idee. Bei mir persönlich kamen aus dem vorherigen Schritt acht Werte heraus, die mir zwar wichtig sind, die sich in meinem Handeln aber nicht deutlich genug widerspiegelten.
Mein Werteportfolio hilft bei der priorisierung. Es bildet die vier wichtigsten Werte der priorisierten Liste ab. Immer noch mehr als genug. Wenn man ein DIN A4 Blatt in vier gleiche Teile einteilt und in jedes Feld als Überschrift den Wert schreibt, welchen man bearbeiten will, ergibt sich aber eine schöne übersichtliche Tabelle. Neben die Überschrift des Feldes schreibe ich, welchen Verbesserungswert ich anstrebe. Meist ist dies eine Stufe höher als der Wert, den ich aktuell als Einschätzung abgegeben habe. Ist ein Wert heute eine vier, ist der erstrebte eine drei, ist er heute eine drei, ist der erstrebte eine zwei. So einfach.
Schritt 4: Verändere dein Handeln!
Nun wird das Portfolio mit Leben gefüllt. Für jeden der vier Werte schreibe ich drei bis fünf neue Handlungen oder Veränderungen, die sich natürlich in meinen Alltag integrieren lassen sollen. Die Idee ist, dass sie durch einfache ToDos in mein Handeln dieses verändern und somit zu einer stärkeren Honorierung des Wertes führen. Werde hier kreativ, hole dir vielleicht auch Feedback oder Impulse von Partner*in, Freunden oder Kolleg*innen.
Schritt 5: Lerne und starte neu!
Das Portfolio ist nun Bestandteil meines täglichen Check-Ins beim Morgen-Tee im Büro. Jeden Morgen verinnerliche ich eine oder mehrere meiner aufgeschriebenen gewünschten Handlungen, nehme mir vor, diese den Tag über zu leben und prüfe, ob ich bereits weitergekommen bin. Wenn ich glaube, bei einem Wert bereits auf die angestrebte Verbesserungsstufe gekommen zu sein, verbessere ich den Wert in meiner Werteübersicht entsprechend und setze eine neue Wertebaustelle in mein Portfolio ein.
Vielleicht verändert sich die Wichtigkeit eines bestimmten Wertes auch. Dann tausche ich ihn aus in meinem Portfolio.
Diese 5 Schritte helfen mir, mein Handeln bewusster zu gestalten und darauf zu achten, was mir wirklich wichtig ist. Die 5 Minuten für den Check-In jeden Tag sind toll investierte Zeit.
Was machst du, um dein Handeln bewusster zu gestalten? Welche Rituale gönnst du dir?
Hi Matt,
schau doch mal bei management30.com nach, da gibt es ein paar Kärtchen “moving motivators”, vielleicht kannst Du das mit Deiner Wert-Analyse ja kombinieren.
Lieben Gruß
Ingo
Danke, Ingo! Die Moving Motivators kenne ich natürlich auch.