Entschuldigt, dass ich keine Umlaute benutze. Ich muss aber leider an einer Tastatur arbeiten, mit der man nicht richtig Deutsch schreiben kann. “Ziemlich ignorant” – koennte man meinen. Was machen nur die ganzen Iren, die Deutsch lernen?
Heute moechte ich einen kurzen Ausflug in die Strassenverkehrsordnung der Iren machen. Keine Angst, er wird nicht lang, denn es hat den Anschein, als gaebe es ueberhaupt keine derartige typisch deutsche Sache. Verkehr in Grossstaedten ist ja immer fuer einen Aussenstehenden schwer zu durchschauen. Alles wirkt wie ein riesiges Netz ineinander verflochtener Strassen und Gassen. Wer durch Frankfurt faehrt, erlebt das in der gleichen Art, wie ein Urlauber in Paris oder London.
Dennoch -und ich entschuldige mich schon jetzt aufrichtig bei allen Iren- haben es alle anderen Staedte besser drauf, ihren Verkehr zu leiten und “alles im Fluss” zu halten. Hier ist diese Kompetenz leider nicht sehr ausgepraegt. Das existierende Bussystem ist ziemlich unberechenbar (wer in Griechenland schon mal gefahren ist, wird sich hier sofort wohl fuehlen), die Strassenbahn besteht aus zwei nicht miteinander verbundenen Linien. Die S-Bahn faehrt nur in Nordsued-Richtung.
Dublin hat also ein Verkehrsproblem von dem niemand profitiert, ausser den Taxifahrern, welche hier sehr gutes Geld verdienen. Das liegt schlicht daran, dass es -besonders in der Nacht- keine Alternative gibt, als mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Es bleibt keine andere Wahl. Zum Glueck sind die Taxen hier aber sehr guesnstig.
Ein besonderes Highlight sind die Fussgaengerampeln. Es gibt in ganz Dublin genau eine fussgaengerfreundliche Ampel, naemlich die zwischen St. Stephen’s Green und dem gleichnamigen Shoppingcentre. An dieser Ampeln fuehlt man sich koeniglich behandelt: Die Ampelphase fuer Fussgaenger ist ca. viermal laenger als die der Autos. Allerdings: Wir sind in Irland. Das ganze koennte also ein Versehen sein. Denn an allen anderen Ampeln ist es umgekehrt. Wer stehen bleibt und auf gruen wartet, ist hoffnungslos verloren. Es dauert Minuten. Noch dazu ist man schlicht ein Verkehrshindernis, denn Iren scheren sich nicht um rote Fussgaengerampeln. Man wird also ein “traffic fighter” und rennt in guter Kamikaze-Manier bei jeder Luecke ueber die Strasse oder man verbringt sein Praktikum an der Ampel.
Aber auch die Schaltung der Auto-Ampeln ist recht ungewoehnlich bis sinnlos. Die Ampel ist ewig gruen, kein Auto kommt. Die Ampel wird rot und der Verkehr rollt an und muss stehen bleiben. Von sinnvoller Ampelschaltung also keine Spur. Besonders bemerkenswert in dieser Hinsicht war ein BMW-Verkaeufer, mit welchem wir eine Testfahrt unternahmen letzte Woche. Wir erzaehlten ihm von der “Gruenen Welle” in Deutschland. Fuer uns eine Selbstverstaendlichkeit, nicht an jeder roten Ampel stehen zu muessen. Der Mann war ehrlich aus dem Haeuschen und nannte die Erfindung “genial! Sollten wir in Irland auch machen! Das ist ja mal ne tolle Sache. Super! Das hilft ja total! Wahnsinn!” Er kriegte sich foermlich nicht mehr ein.
Sollte also einer meiner Leser das Patent auf die gruene Welle besitzen: Die Iren sind dankbare Lizenznehmer.