Was ich hier schon immer am meisten mochte, ist die Geselligkeit der Menschen und die Kneipenkultur dieses Landes. Ich habe neulich gelesen, dass dies mit dem schlechten Wetter zu tun hat. Früher blieb den Menschen einfach nichts anderes übrig, als sich die kalten und nassen Abende in einer kuschelig warmen Atmosphäre zu vertreiben. Da saßen sie nun also, dicht gedrängt, in Räumen, die dann irgendwann wahrscheinlich Pubs hießen. Sie betranken sich nach der Erfindung von Guinness recht häufig und machten viel Musik und pflegten das Tanzen und Dichten. Die Basis einer schönen Kultur- dank des schlechten Wetters- und des guten Biers.
Geändert hat sich daran nicht viel. Im Gegenteil. Bis vor ein Paar Jahren war es hier noch so, dass die Pubs an einem Freitagabend gerammelt voll waren und zwar schon ab 17:00h. Jeder fiel aus dem Büro direkt in die nächste Kneipe. Aus Freitag wurde Donnerstag, aus Donnerstag wurde Mittwoch und heute ist der Dienstag der neue Freitag. Die Pubs sind also die ganze Woche voll von Menschen, die nicht zu Hause sein wollen.
Gestern waren mein Bruder und ich kleine Revoluzzer: Wir sind montags Bier trinken gegangen. In guter alter Tradition des Kristallbierabends in Wiesbaden. Wir waren im Harbourmaster, meiner Lieblingskneipe in Dublin seit einigen Jahren. Im Haus des ehemaligen Hafenmeisters befindet sich dort ein richtig nettes, nicht zu rustikales Pub. Mein Bruder wohnt direkt um die Ecke, ich gezwungener Maßen auch noch. Und was mussten wir feststellen: Der Laden war brechend voll. Offensichtlich ist der Montag nun der neue Dienstag der neue Mittwoch der neue Donnerstag der neue Freitag.
Kurz um: Wer Pubs mag, Bier mag, wen 5 Euro pro Pint nicht abschrecken: Der ist hier genau richtig. Die Leute kuscheln sich wie vor 100 Jahren jeden Abend zusammen. Herrlich.