In einem Coaching ging es neulich um die Erarbeitung von konkreten Handlungsoptionen einer Führungskraft. Die Fragestellung war klar und es ging dem Coachee darum, mögliche Schritte für eine Aufgabe zu erarbeiten und in eine Reihenfolge zu bringen.
Folgende Schritte haben wir in einer Session bearbeitet:
- Perspektiven auf die Fragestellung entwickeln
- Perspektiven konsolidieren
- Brainstorming für Handlungsoptionen
- Verdichtung der Optionen
- Reihenfolge der Optionen ermitteln
- Den ersten Schritt detailliert gestalten
Perspektiven auf die Fragestellung entwickeln
Zuerst haben wir verschiedene Perspektiven auf die Fragestellung erarbeitet. Wir schrieben die Fragestellung auf ein A5-Post-It und legten dieses in die Mitte des Raums. Der Coachee erarbeitete nun sehr kreativ unterschiedliche Perspektiven auf die Fragestellung, die jeweils an einer anderen Stelle im Raum repräsentiert wurden. Der Zugang zu den Perspektiven kam aus unterschiedlichsten Impulsen wie Reisen, Musik, Orte oder auch Kleidungsstücken. “Was siehst du aus dieser Perspektive in Bezug auf deine Frage?” / “Was bedeutet diese Perspektive in Bezug auf deine Frage?” sind spannende Fragen, die dem Coachee einen Zugang zu seiner Fragestellung ermöglichen. Hier referenzierte ich auch immer wieder auf andere Ergebnisse aus Coachings. Werte, Life Purpose, andere Situationen und Dinge, die mein Coachee in anderen Sessions bereits erarbeitet hatte. Jeder Perspektive gab der Coachee einen Namen, den wir ebenfalls auf A5-Post-Its schrieben und sichtbar auf den Boden.
Perspektiven konsolidieren
Nach der Entwicklung einiger Perspektiven schauten wir uns jede einzelne erneut an und gingen diese physisch im Schnelldurchlauf durch. Der Coachee sollte sich in jede Perspektive kurz einfühlen und rekapitulieren, was kern dieser Perspektive war. Hier veränderten sich diese und aus zweien wurde auf einmal eine, weil sie ähnlich erschienen oder sich ergänzten. Mein Coachee entschied sich am Ende für zwei Perspektiven, die er erarbeitet hatte und nahm diese mit in den weiteren Coaching-Prozess. Die anderen Perspektiven ließen wir sichtbar im Raum kleben.
Brainstorming für Handlungsoptionen
Die beiden kombinierten Perspektiven und die Fragestellung klebten wir nun als Titel über ein Flipchart und begannen zu brainstormen, was uns als Ideen oder Maßnahmen unter Einbeziehung der Perspektiven für die Fragestellung einfiel. Daraus resultierte eine bunte Wolke von Begriffen und Handlungen. Hier immer wieder auf das System und beteiligte Personen einzugehen, ist eine wichtige Aufgabe für den Coach. Insbesondere zirkuläre Fragen wie bspw. “was bedeutet Sichtbarkeit der Person für das Team?” oder “Was glaubst du, wird A denken, wenn du diese Handlung vollziehst?” geben Raum für die Fürhungskraft, selbst einen Perspektivwechsel vorzunehmen und sich gedanklich und emotional in konkrete Personen in ihrem Team oder Umfeld hineinzuversetzen. Die Perspektive/n und Fragestellung immer sichtbar haben, half hier enorm in der Fokussierung und lud ein, immer wieder darauf zu referenzieren und den Coachee zu ermutigen, aus der gewählten Perspektive zu fühlen und zu denken.
Verdichtung der Optionen
Aus der dichten Liste der möglichen Handlungsoptionen wählte der Coachee dann die Optionen, die für seine Fragestellung an sinnvollsten einzusetzen waren. Dazu kringelte er mit einem grünen Stift die Begriffe am Flipchart ein. Hier ging der Coachee auch schon auf Fragen der Reihenfolge ein. Wertungen wie “aber das klappt vermutlich sowieso nicht” / “schauen, ob wir überhaupt dahin kommen” erschienen hier auch. Den Coachee zu bestärken, auf das zu schauen, was jetzt in diesem Moment seine Handlungsoptionen sind, half hier sehr dabei, den Fokus auf die Lösung zu erhalten.
Reihenfolge der Optionen ermitteln
Danach war der Coachee eingeladen, die Ideen in eine Reihenfolge zu bringen um einen groben Plan für ein Vorgehen zu entwerfen. Die Visualisierung am Board half dem Coachee dabei sehr, ein gutes Gefühl für die eigene Handlungsfähigkeit zu bekommen.
Das, was sich nun auf dem Flipchart befand, war wirklich beeindruckend. Eine Sammlung vieler Ideen und Impulse, verknüpft zu einem Vorgehen. Dementsprechend zuversichtlich wirkte auch der Coachee. Diesen Moment zu genießen und das Bild für einige Sekunden unkommentiert stehen zu lassen, war sehr wichtig und stärkte den Coachee in seinem Vorhaben.
Details für den ersten Schritt
Wir haben nur den ersten und den zweiten Schritt mit Details versehen, die direkt in eine Handlung zu überführen sind. Die weiteren Schritte haben wir in der Session grob formuliert gelassen und werden sie in einer der nächsten Runden sicher wieder aufgreifen.
Als Verpflichtung und Aufgabe eignet sich nicht der gesamte Plan. Das ist überhaupt nicht sinnvoll. Aber den ersten Schritt des Plans so zu formulieren, dass hier ein konkreter, erster Handlungsschritt abzuleiten ist, ist wichtig.
Dieses Vorgehen verwende ich so oder so ähnlich häufig für Fragestellungen, bei denen Coachees Klarheit für eine Fragestellung erarbeiten wollen, bei der sie noch nicht so richtig wissen, wie sie an diese herangehen wollen. Es bedient sich vieler Elemente aus dem Balance und Fulfillment-Coaching von Co-Active (mehr dazu hier). Freue mich über Feedback dazu und finde es spannend zu erfahren, wie ihr in ähnlichen Situationen coacht!