Jeden morgen schlängeln sich hier tausende von Menschen zu Fuß in das Stadtzentrum. Alle laufen in eine Richtung, die Bürgersteige sind voll von Menschen. Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig, als sich ihren Weg zu Fuß zu bahnen. Eine U-Bahn gibt es nicht, die S-Bahn fährt eigentlich nur in Nord-Süd-Richtung an der Küste entlang und die zwei Straßenbahnlinien sind nicht einmal miteinander verbunden. Busse fahren zwar jede Menge, aber ganz ehrlich: Das System versteht keiner und zuverlässig sind die auch nicht.
Mein (derzeitiger) Weg ins Büro führt immer von Norden entlang der Westland Row, an der Pearse Station vorbei. Morgens um halb neun ist dort ein wirklich geschäftiges Treiben, alle strömen in eine Richtung. Dazu der Verkehr. Es ist laut, eine Mischung aus Geräuschen, Gesprächen, Gehupe, Gelächter. Der typische Großstadtsound eben. Vorgestern ist allerdings etwas bemerkenswertes passiert. Direkt an der Brücke der Pearse Station saß ein alter Mann. Langer weißer Bart, typisch irische Kleidung. Er hätte durchaus als alter Schafhirte durchgehen können. Er saß dort also am Straßenrand und spielte auf seiner Whistle (das sind diese kleinen, dünnen Flöten aus Metall, die man in irischer Volksmusik immer hört). Der Ton dieses Instruments ist sehr durchdringend und übertönt mühelos die Geräuschkulisse dieser Straße – ohne dabei unangenehm zu wirken.
Der Mann spielte ein altes irisches Lied. Sofort wurde die Geräuschkulisse viel ruhiger, die Menschen schienen alle ein wenig durchzuatmen und sich zu entspannen, alleine aufgrund der Musik. Dieser kurze Moment, an dem man an diesem Mann vorbeiging, bewirkte eine Beruhigung der gesamten Szene. Beeindruckend.
An Wochenende ist die Stadt auch noch besonders voll. Denn heute mittag ist hier ein großes Rugby-Spiel: Irland gegen Wales. Bereits gestern waren so viele Leute aus Wales unterwegs. Die Pubs gestern Abend waren voll mit Leuten von dort, die für das Spiel herübergeflogen sind. Wir werden uns heute mittag auch in ein Pub begeben und das Spiel anschauen. Vorher muss ich aber noch bei Wikipedia schauen, wie das Spiel eigentlich funktioniert.
Genau solche Szenen wie die mit dem alten Mann und der Whistle sind es, die mich, wäre ich die Bürgermeisterin einer großen Stadt, dazu veranlassen würden, Straßenmusiker fest anzustellen. 🙂 Es ist einfach immer schön, an jenen vorbeizugehen….und da ist es FAST schon egal, um welche Musik es sich handelt.
Wenn die Leute da weder Bus noch Bahn fahren, müssen die Straßen ja auch unendlich voll von Autos sein, oder?
Heute scheint hier die Sonne. 🙂
Viel Spaß beim Rugby. Soll ein recht brutaler Sport sein…