Wies im Buche steht.

Grüne Wiesen, Seen, Schafe, Meer, Guinness. Das sind die wahrscheinlich häufigsten Stichwörter, die zu Irland genannt werden. Was den Westen der Insel betrifft, ist das auch vollkommen zutreffend. Je weiter man in Richtung Westport kommt, desto einsamer wird die Gegend. Würden die Schafe hier einen Aufstand machen, hätten sie gute Chancen, ihren eigenen kleinen Staat zu gründen- so wenige Menschen sieht man hier. Zum Glück sind die meisten Schafe hier einfach nur ziemlich dumm. Alle Weiden sind in irgendeiner Form umzäunt. Dennoch schaffen diese liebenswürdigen kleinen Tiere es irgendwie, auf die andere Seite des Zauns zur Straße zur gelangen- den Weg zurück kennen sie aber nicht. Deshalb geraten die kleinen Wollknäule auch immer ziemlich in Panik, wenn man mit seinem Auto eine Straße entlangfährt, an welcher sie gerade grasen. Das Gute ist, normalerweise rennen sie nicht auf der Straße herum, sondern lungern am Wegesrand. Da ist das Gras auch einfach besser.

However, letzte Woche ging es erneut auf einen kleinen Trip in den wunderschönen Westen der Insel und wir verbrachten ein Wochenende im Cottage. Nach einem kleinen Trip entlang des Lough Mask Drives und zum Lough Nafooey am Freitag, hatten wir einen gemütlichen Abend am Kaminfeuer. Am Samstag ging es nach Roundstone, direkt an der Atlantikküste. Dies ist ein kleiner Ort mit guten Fischrestaurants und einem schönen winzigen Hafen. Hier gibt es ein Musikgeschäft, was die typisch irischen Trommeln – die Bodhrans – herstellt. Ich habe bei der Gelegenheit auch gleich gelernt, wie man dieses Instrument spielt. Muss noch ein bisschen üben und mir vor allem eins kaufen. Über die Kylemore Abbey (ein altes Schloss, dann Kloster und heute Internat) ging es dann zurück zum Cottage. Sonntags stand eine kleine Wanderung zum Ashfordcastle in Cong auf dem Programm, am Ufer des Kale Corrib entlang. Alle Bilder sind am Freitag und Sonntag entstanden. Der Samstag war schlicht der verregnetste Sommertag, den ich je in meinem Leben hatte.

Grüne Wiesen, Berge und Meer.

Über die unglaubliche Qualität des Hochsommers dieses Jahres habe ich bereits berichtet. An diesem Wochenende erreichte das Wetter seinen vorläufigen traurigen Höhepunkt: Es regnte 76mm an einem Tag in Dublin. Absoluter Rekord, das gab es seit Wetteraufzeichnungsbeginn noch nicht. Das hatte zur Folge, dass die Nationalgarde die Feuerwehr beim Abpumpen des Wassers aus den Kellern und Straßen helfen musste, 24 Stunden später immernoch die Stadt an einem Verkehrschaos litt, viele Straßen unterspült und Keller vollgelaufen waren.

Ich hatte Glück: Mir blieb das ganze Grauen nämlich erspart, da ich mich auf einem Trip durch den Norden und Westen der Insel befand, um ein paar weiße Flecken auf meiner persönlichen Irlandbesuchskarte zu füllen.

Zu dritt fuhren wir an diesem Wochenende von Dublin nach Ballycastle in Nordirland, weiter über den Giant’s Causeway und (London)derry nach Donegal zu Malin’s Head, dem nördlichsten Punkt Irlands, weiter quer durch Donegal zu Slieve Leagne mit seinen 600m hohen Steilklippen am Atlantik und über Donegal Town zurück nach Dublin.

Alles in allem eine gut 600km lange Reise in zwei Tagen, die sich aber außerordentlich lohnte. Der Norden und Nordwesten der Insel zählt ohne Zweifel zu den schönsten Flecken Irlands. Einsamste Strände, einmalige Klippen, einzigartige Vulkansteingebilde und abgelegene Dörfer prägen hier das Bild.

Unser erster Stop am Freitagabend, nach ca. 3 Stunden Autofahrt, war Ballycastle. Nach dem Einzug in unser B&B besuchten wir noch das Pub Mac Donnell’s. Ein urgemütliches Pub, mit irischer Musik, vielen Menschen und eindeutig besseren Preisen als in Dublin: Das Guinness kostet rund 2,50 Pfund, bei einem Umrechnungskurs von 1,30 EUR sehr günstig.

Die Nordküste ist durch den Causway Costal Drive (oder so ähnlich) wunderschön zu befahren. Die Küstenstraße führt vorbei am Giant’s Causeway und anderen Sehenswürdigkeiten des Nordens. Der Giant’s Causeway ist eine einmalige Landschaft aus Basaltsäulen, die aus dem Meer zu kommen scheinen. Es gibt sogar eine kleine Sage rund um einen irischen und schottischen Riesen, welche sich einen kleinen Kampf liefern wollten, welchen der irische Riese aufgrund der Flucht des Schotten allerdings vorzeitig gewann.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist Carrick a Rede, ein ehemaliger Platz der Lachsfischer. Von einer Hängebrücke aus, die in ca. 20m Höhe über die Klippen auf eine kleine Insel führt, konnten wir bei gutem Wetter sogar die schottische Küste sehen.

Zu erwähnen in dieser Gegend sind vor allem die Buchten mit den unglaublich schönen Stränden. Diese Strände mit ihrem glasklaren Wasser zählen sicher zu den allerschönsten Europas. Allerdings- und das ist sicher der Grund, weshalb es noch keinen Pauschaltourismus gibt- ist es unglaublich kalt. In einer Wette um ein Guinness bin ich natürlich in die Fluten gesprungen, die ca. 15 Grad haben. Gefühlt war es so, als müsste ich ein kreisrundes Loch in das Eis des Atlantiks schlagen, um endlich schwimmen zu können. Kurzum: Ich habe noch nie in kälterem Wasser gebadet. Selbst der Wind am Strand war danach angenehm warm, obwohl selbst der mir vor meinem Badegang Gänsehaut bereitete. Dennoch: Zu empfehlen ist es allemal. Danach ist man unglaublich wach.

Hinter Derry (oder Londonderry, wie es die Briten nennen) geht dann zur nördlichsten Ecke Irlands, nach Malin’s Head. Eine so einsame Gegend habe ich in Irland noch nicht gesehen. Hier gibt es winzige Straßen, Dörfer, die aus 4 Häusern bestehen, Berge mit tollem Weitblick und mehr Schafe und Kühe als Menschen. In Carndonagh fanden wir ein nettes B&B und sogar eine deutsch sprechende Bedienung im The Persian Bar, in welcher es am Abend noch Livemusik gab.

Spektakulär wurde es dann am Sonntag, als wir in den Westen Donegals zu Slieve League fuhren. Hier fallen 600m hohe Klippen steil ins Meer herab. Das Klima hier ist sehr rauh und atlantisch. Der Weg zu den Klippen führt über eine 2m breite Straße- links Meer in 300m Tiefe, rechts der Fels. Abenteuerlich. Nach einem kurzen Fußmarsch eröffnet sich ein toller Panoramablick Richtung Amerika zur einen Seite und Irland auf der anderen. Sehr zu empfehlen.

Die Rückfahrt nach Dublin dauerte sehr lange. Auch, wenn es nur 250km sind: Die Straßen sind sehr eng und klein, man braucht viel Geduld. Der Trip lohnt sich aber allemal, nächstes Mal werde ich sicherlich länger in Donegal bleiben. Bilder bei Picasa.

Global Warming.

Spöttische Irlandbesucher behaupten, der Unterschied zwischen Sommer und Winter läge in der Temperatur des Regens. Im Sommer sei der eben warm und im Winter kühl. In diesem Jahr mögen diese Wetterspezialisten durchaus Recht haben- nach einem tollen Frühling und Sonne zwischen April und Mitte Juni befinden wir uns nun in einer Schlechtwetterphase. Der Wetterbericht sagt jeden Tag das gleiche voraus und er hat immer Recht, auch, wenn seine Vorhersagen etwas zu allgemein daher kommen: Ein wenig Sonne und Regen, Wolken auch und Wind gibts sowieso. Damit liegt man derzeit immer richtig. Dass sich der irische Wetterdienst damit natürlich auch klammheimlich aus der Verantwortung stiehlt, soll nicht weiter stören. Das Wetter ist hier durchaus aber nicht immer so. In diesem Jahr meckern die Iren darüber genauso wie die Touristen, die Dublin bevölkern.

Ein wenig höhere Temperaturen und Sonne würden diesem Land sehr gut tun: Die Stimmung der Menschen würde sich schlagartig verbessern, in den Pubs könnte man draußen sitzen und der Strand wäre auch ohne Winterjacke und Windschutz begehbar. Die Aussichten, diesen Zustand zu erreichen, sind gar nicht so schlecht- denn wir haben ja den Klimawandel! Der könnte wirklich zu meinem guten Freund und Irlands Wetter-Retter werden: Wir brauchen höhere Temperaturen. Vielleicht sollten wir, statt peinlich genau auf den möglichst niedrigen Energieverbrauch aller Verbrauchsgeräte zu achten, das genaue Gegenteil tun, damit die Sommer in Irland ein wenig sommerlicher werden. Während ich das schreibe (es ist 15:00h und hell), brennt mein Licht, ich habe die Heizung aus Protest angeschaltet und die Kühlschranktür offen gelassen. Mein kleiner Beitrag zum höheren Energieverbrauch und folglich schöneren Sommern in Irland.

Vielleicht macht der eine oder andere ja noch mit und im nächsten Jahr werden auch die Iren einmal mit 28 Grad im Schatten belohnt. Waste energy! Now! 🙂

Sweinstaigör.

Deutschland ist im Halbfinale. Und das ist auch gut so. Man ist hier- trotz der Teilnahme fast aller in Irland lebenden Minderheiten (ausgenommen China) – recht alleine, wenn es um die EM geht. Dennoch scheinen die Iren sich zu freuen, wenn Deutschland gewinnt. Wenn man nach einem Spiel im schwarzrotgoldenen Trikot das Pub verlässt, wird man immer von freundlichen Iren nach dem Ergebnis gefragt und die Daumen gehen sofort nach oben und werden mit einem “well done” zum Ausdruck der irischen Fussballbegeisterung.

Mein Chef, der eher auf Tennis steht und alle Wimbeldonsieger seit 20 Jahren aufsagen kann, kennt nur einen deutschen Spieler und niemand spricht dessen Namen so schön aus, wie er das tut: Sweinstaigör ist sein Favorit und als ich ihm erzählte, dass der auch noch ein Tor geschossen hat im gestrigen Viertelfinale, war er doch recht amused.

Wer wissen will, wie Deutsche hier so im Pub feiern, der klicke sich durch meine Bilder. Die sind gestern Abend im Sinnott’s entstanden, unserem WM-Pub. Superviele Deutsche da. Fast wie im Stadion. Zu erwähnen ist auch: Noch ist uns auch der Support meiner anwesenden italienischen Kollegen sicher. Noch…. Joe, aus England, ist sehr für Deutschland. Kein Wunder, seine Landsleute haben sich ja nicht mal qualifiziert. Vielleicht ist er auch nur wegen seiner deutschen Freundin ein wenig “fremdpatriotisch”. Cheers.

Über das Verlieren.

Irland und England sind ja nicht für die Euro 2008 qualifiziert. Somit fallen zwei wichtige Anschau-Motivatoren der Iren weg. Für das erste Spiel (Deutschland gegen Polen) war das aber nicht so wichtig. Die polnische Community stellt hier nach den Iren und Chinesen die wachsende drittgrößte Bevölkerungsschicht da. Kein Wunder also, dass man sich beim Betreten des Pubs vor dem Spiel eher wie in Warschau fühlte als in Dublin: Fast alle Besucher waren in rot-weiß gekleidet, Fahnen schwenkend und jubelnd. Interessant ist, dass Polen -wenn es um das Reservieren von Tischen geht- deutscher sind, als die Deutschen: Sie sind noch früher da und blockieren alle Tische. Wir Deutschen machen das ja nur mit Handtüchern im Urlaub.

20 Minuten vor dem Spiel tauchten auch immer mehr Deutsche auf, das Pub war in zwei Hälften geteilt. Im Osten Polen, im Westen Deutschland (naja, zumindest links und rechts. Die Himmelsrichtungen lassen sich nicht mehr überprüfen).  Das Ergebnis ist hinreichend bekannt: das Spiel ging 2:0 für Deutschland aus und die Polen erwiesen sich als sehr gute Verlierer. Enttäuscht zwar, aber immerhin musste ich in meinem Deutschlandtrikot keine Angst um mein Leben haben, als ich die nächste Runde Bier an einer Bar voller polnischer Extrem-Fans bestellte.

Anders die Italiener, mit welchen ich die 3:0 Blamage gegen Holland in einem anderen Pub schaute. Solche entsetzten Gesichter habe ich beim Fussball noch nicht gesehen. Nicht einmal, als Deutschland im Halbfinale 2006 gegen Italien verlor. Offensichtlich ist eine 3:0 Niederlage (eine verdiente, wohlgemerkt!) in etwa so schlimm, wie wenn in Sizilien ein Vulkan ausbricht. Es gleicht einer nationalen Katastrophe. Meine armen Kollegen- sie haben gestern noch furchtbar gelitten.

Morgen ist das nächste Spiel der Deutschen und ich werde das Büro früher verlassen, um es mir gepflegt anzuschauen. Hoffentlich lachen wir danach auch noch!

Forget Mittelmeer.

Während Deutschland unter 30° leidet, gestaltet sich das Klima hier doch wesentlich angenehmer. Zarte 20°, Sonne satt und Meer machen das Mittelmeer vollkommen überflüssig. Zugegeben: Baden würde ich in der Irish Sea noch nicht, dazu ist es schlicht zu kalt. Dennoch steht ausgedehnten Strandrumliegereien nichts im Wege. Meinen ersten (richtigen) Sonnenbrand unter der Sonne Irelands habe ich nun auch hinter mir.

Barbecues im Garten sind mittlerweile auch Standard. Das schöne daran ist, dass man immer wieder Menschen aus aller Herren Länder kennenlernt. Das letzte am Samstagabend brachte Iren, Spanier, Equadorianer und mich als Deutschen zusammen. War sehr spannend.

Meine Eltern sind gerade noch zu Besuch- sie waren ja schonmal hier, auch wenn das schon einige Jahre her ist. Gestern haben wir einen ausgedehnten Spaziergang in Dalkey gemacht. Dieser noble Vorort im Süden Dublins ist echt eine schöne Adresse zum Spazierengehen am Strand. Eine Villa neben der anderen (Bono von U2 wohnt hier auch) schmückt das Ufer und bei Sonnenschein fühlt man sich eher wie in Marbella als in Irland.

Am Abend waren wir in einem netten kleinen französischen Restaurant in Sandycove an der Südküste Dublins. Sehr leckeres Essen, nur zu empfehlen!

In zwei Wochen kommt die Invasion aus Deutschland: Wird sicher sehr lustig.

Das schoenste Lied der Welt.

Mein Weg zur Arbeit fuehrt jeden Tag durch das Viertel “Temple Bar”, welches in jedem Reisefuehrer als die Partymeile Dublins beschrieben wird. Gelogen ist das auch nicht, nur ein wenig falsch ausgedrueckt. Gefeiert wird dort sehr wohl, aber Dubliner verirren sich aeusserst selten hierher. Also sind dort die Touristen, die dann denken, dass sie wahnsinnig irisch gefeiert haben. Den Reisefuehrern sei Dank. Sei’s drum.

Morgens ist die Strasse durch Temple Bar voll von LKW, die Bierfaesser und Flaschen bringen. Jeden Tag. Unmengen. Abends wird sie auch immer wieder von Strassenkuenstlern bevoelkert. Musiker, Maler, Menschen, die sich fuer Puppen halten, ein Mann, der Hunde aus Sand formt und alles moegliche andere. Auffaellig oft gibt es Gitarrenspieler. Ich bin selbst Musiker, stehe haeufig auf der Buehne und kann mich total begeistern fuer die die unterschiedlichsten Arten von Musik. Dennoch: Es ist grausam. Auffaellig ist, dass es hauptsaechlich Jugendliche zwischen 16 und 20 sind, die da -meist mit zwei oder drei Kumpels im Gepaeck- am Strassenrand stehen und Musik machen. Diese -meist italienischen oder franzoesischen Halbpubertierten- machen das ehrlich gerne, das sieht man ihnen an. Teilweise sind sie auch gar nicht schlecht. Sie sind mit feuereifer dabei und sitzen friedlich am Strassenrand. Daran ist auch nichts auszusetzen.

Was allerdings Ursache des Grauens ist: Alle spielen sie “Wonderwall” von Oasis. Jeden Tag. Und alle spielen es, als gebe es kein Morgen (hier ein kleines Beispiel, allerdings aus Grafton St. in Dublin. Das Kaliber ist aehnlich).  Und alle haben diesen Blick drauf “hey, ich bin soooo froh und cool, dass ich hier mit meiner Glampfe stehen darf.”
Das ginge ja noch- goennen wir ihnen den Stolz. Allerdings sagt der Blick auch: “Ich bin so unique – Ihr habt alle auf Wonderwall gewartet!” Und genau das ist weit gefehlt und zeugt von wenig Wissen ueber die Strassenmusikszene in Dublin. Ich werde mir ein Shirt drucken auf dem sowas steht wie “Nothing sucks like Wonderwall” oder so.

Das Lied habe ich echt gemocht- und ja! Ich kann es auch auf Gitarre spielen. Allerdings werde ich es nie wieder hoeren. NIE WIEDER! Danke Ihr Gitarrenkinder! Versteht diesen Text ruhig als Appell: Lasst bei Euren Trips nach Irland die Gitarre zu Hause oder zumindest das Liederbuch mit den Oasis Songs. Ihr tut einen Dienst an der Menschheit- zumindest einen an den Iren. Nebenbei: Vielleicht ist Wonderwall ja der Grund fuer den extrem hohen Alkoholkonsum in den Pubs.

Trim City Limits.

Seit heute kenne ich auch das Gefühl, am Arsch der Welt gestrandet zu sein. Letze Woche beschlossen Christoph und ich, am Wochenende einen kleinen Trip nach Trim zu machen. Dort sollte es ein Castle geben, ein altes Kloster und ein wenig Kleinkram zum Anschauen. Das versprach der Reiseführer. Uns schlossen sich dann noch Miriam und Steffi an und heute früh sind wir dann mit einem Überlandbus nach Trim aufgebrochen. Eine Stunde lang dauerte die Fahrt über Stock und Stein, bis wir endlich in Trim ankamen. Durch einen unerklärlichen Bedarf, den Bus zu verlassen, lernten wir auch noch die 1000m Landstraße vor Trim kennen und marschierten in Richtung des Castles.

Das Castle ist eines der größten seiner Art und war in einigen Szenen Kulisse für den Film Braveheart. Im großen und ganzen ist es eigentlich nur noch eine Ruine mit einem künstlichen Dach darüber: Dennoch, die Führung durch das Gebäude war sehr interessant. Trim hat offensichtlich eine grausame Geschichte hinter sich- sie galt als eine der Hauptstädte der Hinrichtungen in Irland. Hier wurden die Leute des öfteren gehängt.

Nach der Besichtigung des Castles ist aber auch schon Schluss mit Sightseeing: Es gibt schlicht nichts anderes anzuschauen. Auch die Suche nach einem netten Pub mit nettem Pubfood gestaltete sich als aussichtslos- bis auf einen “Altherrengedeckservierer” fanden wir nichts, so dass wir im ortsansässigen Burgerladen auf den Bus warteten, der uns nach Dublin zurück fahren sollte. Die Bushaltestelle befindet sich übrigens auch nicht im Ort selbst, sonden außerhalb an einer Straße, die am Ort vorbeiführt. Offensichtlich ist es also nicht so wichtig, nach Trim zu gelangen.

Alles in allem: Ein netter kleiner Trip, aber nie wieder mit dem Bus. Fotos wie immer bei flickr.

Vorurteile.

In Irland fängt der Frühling an. Seit etwa zwei Wochen hat es nun so gut wie nicht geregnet, es ist wunderschöner blauer Himmel und die Sonne strahlt den ganzen Tag. Kurzum: Das Wetter ist hier um Längen besser als das in Deutschland. Gestern habe ich das erste Guinness unter freiem Himmel auf der Dachterrasse von Daniel genießen können. Siehe Bild 1 und Bild 2.

Ich laufe nun auch öfters zur Arbeit- das ist angenehmer, als sich Backe an Backe in die Straßenbahn zu quetschen. Außerdem ist es nicht unbedingt viel langsamer: Es macht vielleicht fünf Minuten aus. Das Verkehrsdebakel hier ist echt ein großes Problem. Auf der Seite Transport 21 ist zu lesen, dass hier in den nächsten Jahren eine U-Bahn gebaut werden soll. Das wird einiges bewirken.

Einen Kneipentip habe ich heute auch noch, für alle die mich bald besuchen kommen: Die Dice Bar in Smithfield. Dieses nette Pub gehört einem der Fun Loving Criminals und ist zwar ein wenig düster, aber doch gemütlich und vor allem voller guter Musik. Dazu gehört noch die Voodoo Lounge eine Straße weiter- dort gibt es jede Menge live Musik (Ruck/Punk). Dort war ich allerdings noch nicht.

So viel heute von mir: Bis bald! Cheers.

Über das “über die Strasse gehen”

Entschuldigt, dass ich keine Umlaute benutze. Ich muss aber leider an einer Tastatur arbeiten, mit der man nicht richtig Deutsch schreiben kann. “Ziemlich ignorant” – koennte man meinen. Was machen nur die ganzen Iren, die Deutsch lernen?

Heute moechte ich einen kurzen Ausflug in die Strassenverkehrsordnung der Iren machen. Keine Angst, er wird nicht lang, denn es hat den Anschein, als gaebe es ueberhaupt keine derartige typisch deutsche Sache. Verkehr in Grossstaedten ist ja immer fuer einen Aussenstehenden schwer zu durchschauen. Alles wirkt wie ein riesiges Netz ineinander verflochtener Strassen und Gassen. Wer durch Frankfurt faehrt, erlebt das in der gleichen Art, wie ein Urlauber in Paris oder London.

Dennoch -und ich entschuldige mich schon jetzt aufrichtig bei allen Iren- haben es alle anderen Staedte besser drauf, ihren Verkehr zu leiten und “alles im Fluss” zu halten. Hier ist diese Kompetenz leider nicht sehr ausgepraegt. Das existierende Bussystem ist ziemlich unberechenbar (wer in Griechenland schon mal gefahren ist, wird sich hier sofort wohl fuehlen), die Strassenbahn besteht aus zwei nicht miteinander verbundenen Linien. Die S-Bahn faehrt nur in Nordsued-Richtung.

Dublin hat also ein Verkehrsproblem von dem niemand profitiert, ausser den Taxifahrern, welche hier sehr gutes Geld verdienen. Das liegt schlicht daran, dass es -besonders in der Nacht- keine Alternative gibt, als mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Es bleibt keine andere Wahl. Zum Glueck sind die Taxen hier aber sehr guesnstig.

Ein besonderes Highlight sind die Fussgaengerampeln. Es gibt in ganz Dublin genau eine fussgaengerfreundliche Ampel, naemlich die zwischen St. Stephen’s Green und dem gleichnamigen Shoppingcentre. An dieser Ampeln fuehlt man sich koeniglich behandelt: Die Ampelphase fuer Fussgaenger ist ca. viermal laenger als die der Autos. Allerdings: Wir sind in Irland. Das ganze koennte also ein Versehen sein. Denn an allen anderen Ampeln ist es umgekehrt. Wer stehen bleibt und auf gruen wartet, ist hoffnungslos verloren. Es dauert Minuten. Noch dazu ist man schlicht ein Verkehrshindernis, denn Iren scheren sich nicht um rote Fussgaengerampeln. Man wird also ein “traffic fighter” und rennt in guter Kamikaze-Manier bei jeder Luecke ueber die Strasse oder man verbringt sein Praktikum an der Ampel.

Aber auch die Schaltung der Auto-Ampeln ist recht ungewoehnlich bis sinnlos. Die Ampel ist ewig gruen, kein Auto kommt. Die Ampel wird rot und der Verkehr rollt an und muss stehen bleiben. Von sinnvoller Ampelschaltung also keine Spur. Besonders bemerkenswert in dieser Hinsicht war ein BMW-Verkaeufer, mit welchem wir eine Testfahrt unternahmen letzte Woche. Wir erzaehlten ihm von der “Gruenen Welle” in Deutschland. Fuer uns eine Selbstverstaendlichkeit, nicht an jeder roten Ampel stehen zu muessen. Der Mann war ehrlich aus dem Haeuschen und nannte die Erfindung “genial! Sollten wir in Irland auch machen! Das ist ja mal ne tolle Sache. Super! Das hilft ja total! Wahnsinn!” Er kriegte sich foermlich nicht mehr ein.

Sollte also einer meiner Leser das Patent auf die gruene Welle besitzen: Die Iren sind dankbare Lizenznehmer.