Seit gestern sind wir in Pushkar. Wir haben wieder Glueck gehabt mit unserem Hotel und im Inn Seventh Heaven untegekommen. Tolle Atmosphaere, lecker Restaurant und schoene Zimmer.
Pushkar selbst ist eine heilige Hindustadt mit ihrem heiligen See, der mehrere Baeder hat, die nach einigen Hindu-Goettern benannt sind. Wir haben uns also eine vertraeumte kleine 12000 Einwohnerstadt vorgestellt mit vielen Glaeubigen, mystischer Ruhe und einem See, in welchem die Glaeubigen Baden. Alles in allem also freuten wir uns auf einen spirituellen Zwischenstop am Rande der Wueste.
Nach einer 3 Stunden Zugfahrt von Jaipur nach Ajmer ging es mit dem Taxi ins 12 km weiter gelegene Pushkar (nebenbei: der Taxifahrer hielt zwischendurch bei einem Kumpel, der mal eben 10 Rupien Touristensteuer abzweigen wollte. Wieder musste der Tourist sprechen und wir sind ohne diesen Quatsch zu bezahlen am Hotel angekommen).
Das mit den 12000 Einwohnern stimmt, Glaeubige gibt es auch (jede Menge sogar). Aber von dem mystischen Ort, der es bestimmt mal war, ist nicht viel uebrig geblieben. Abgesehen davon, dass der See nichtexistent -weil ausgetrocknet- ist und wohl im kommenden Jahr auch nicht wiederkommt (die Regenzeit ist ja gerade vorbei), gibt es hier jede Menge Hippies, Neu-Hippies, Alt-Hippies und welche, die sich dafuer halten. Komisch ist, dass immer die weissen Europaeer diejenigen sind, die in der Oeffentlichkeit meditieren muessen, indische Klamotten tragen muessen, einen auf glaeubig machen muessen, waehrend der authentische Hindu das offensichtlich eher im Privaten tut. Naja, man zeigt halt gerne, wie und wer man ist. Dazu ist der gesamte Ort genau auf die kommerziellen Hippiebeduerfnisse eingestellt: Batikklamotten, Batiktaschen, Batiktuecher und vieles andere mehr fuer den spirituellen Bedarf kann hier erworben werden. Das Shoppingparadies fuer den Dreadlocktraeger.
Rund um den See gibt es die Ghats, die Baeder, in welchen die Hindus Baden. Wasser vorausgesetzt. An diesen Baedern wartet die bisher aufdringlichste Touristenabzocke: Man soll einen Pushkar-Ausweis kaufen in Form eines roten Bandes. Glueck, Suendenvergebung blabla. Man kriegt Bluetenblaetter in die Hand und darf diese ins Wasser werfen und wird danach zur Zahlung aufgefordert. Wir wussten dies vorher und liessen somit den Gang in die Ghats bleiben (abgesehen davon, dass hier 200 Tauben die Treppen ununterbrochen zukacken und man ja bekanntlich barfuss in Hindustaetten unterwegs sein muss). Wie gesagt, der See ist trocken, bis auf eine einzige kuenstlich am Leben gehaltene Stelle. Somit sammeln sich dort offenslichtlich alle Passverkaeufer von den restlichen Badestellen und versuchen, Kohle zu machen (hier ist das fehlende Seewasser die eigentliche Krise fuer die Tout-Branche). Und das hoechst aggressiv. Soviel zum Thema: Heilige Stadt. Alles in allem: Um Pushkar kann man getrost einen Bogen machen. Kommerzieller Mist, durch die Hippies hier wirkts aber fast schon komisch. Es ist die bisher dreckigste und stinkende Stadt; in Rajasthan sind die Abwasser-, Wasser- und Stromversorgung eben sehr Mangelhaft. Zum Glueck haben wir ein tolles Hotel, ein paar nette Mitbringsel konnten wir auch kaufen. Spirituellen Zauber sucht man hier aber wirklich vergebens. Holy fake statt holy lake.
Morgen gehts in einer Moerderzugfahrt ueber Jodhpur nach Jaisalmer in die Wueste. Freuen uns schon!